Fahrradgaragen im Bismarckviertel

von Peter Bruckhoff

 

Fahrradgaragen finden wir in allen fahrradfreundlichen Städten, bei unseren Nachbarn insbesondere in den Niederlanden. Generell ist die Schaffung von Fahrradabstellmöglichkeiten in dicht besiedelten Wohngebieten zu begrüßen.

 

Auch der Aufbau eines Fahrradabstellanlagensystems ist prinzipiell eine gute Sache,
allerdings nur, wenn es zum einen bezahlbar ist und zum anderen auch die Akzeptanz der
Bürgerinnen und Bürger findet. Die Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger ist hier die
wichtigste Voraussetzung für das ganze Projekt.

In der Beschlussvorlage der Verwaltung heißt es: „Das Bismarckviertel hat aufgrund der
sehr dichten und mehrgeschossigen Bebauung und den wenig privaten Freiflächen den Bedarf zur Errichtung von Fahrradgaragen.“ Im vergleichsweise kleinen Bismarckviertel sollen 180
Fahrradstellplätze an insgesamt 18 Standorten errichtet werden, ohne allerdings zu wissen ob und von wem dieses System überhaupt genutzt wird.

Das Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit hat bereits signalisiert, das Modelprojekt in Oberhausen zu fördern. Es sollen darüber hinaus sechs Lastenfahrräder angeschafft werden, ohne allerdings vorab abgefragt zu haben, von wem die teuren Geräte überhaupt genutzt werden. Völlig unklar ist, welche Wartungskosten entstehen und ob ein Versicherungsschutz besteht. Welche Gewerbetreibenden im Bismarckviertel überhaupt so ein Lastenfahrrad regelmäßig nutzen würden, ist ebenso unklar.

Das Projekt wird mit 90% gefördert. Das ist natürlich zu begrüßen, die Eigenmittel betragen rund 100.000 Euro. Das Bismarckviertel macht flächenmässig nur einen sehr kleinen Teil
der Gesamtfläche Oberhausens aus. Wenn der Aufbau eines Fahrradabstellanlagensystems für ganz Oberhausen geplant werden soll, entstehen hier Kosten von mehreren Millionen Euro.

Wir erwarten hier deutlich mehr als ein Leuchturmprojekt im Bismarckviertel, wovon letztendlich noch niemand weiß, ob die Boxen überhaupt genutzt werden.

Viel wichtiger ist, zunächst das vorhandene Radwegenetz weiter auszubauen und marode Radwege zu erneuern bzw. zu reparieren. Der Erhalt und die Sanierung der bestehenden
Radwege muss daher ebenso vorangetrieben werden.

Das Land NRW will den Radverkehr stärken und stellt dafür viele Millionen an Fördersummen in Aussicht. Soweit so gut, aber einen Fördertopf anzuzapfen, nur weil er da ist, ist der falsche
Weg. Hier bedarf es einer genaueren Planung.

Ohne ein flächendeckendes Gesamtkonzept gleichen solche vielleicht gut gemeinten Maßnahmen nur einem Flickenteppich. Radabstellplätze sind wichtig für eine fahrradfreundliche Stadt, doch dafür muss auch das vorhandene Potential genutzt
werden. Unser Nachbarland Niederlande zeigen uns einmal mehr wie es geht.
Hier wurden kurzerhand leerstehende Ladenlokale, die überall auf dem Stadtgebiet zu finden waren, zu gut frequentierten Fahrradgaragen umfunktioniert. Und zwar ohne zuvor Millionen in die Hand zu nehmen.
Aufgrund der wenig konkreten Planung und ohne das Vorhandensein eines umfassenden Mobilitätskonzeptes haben wir dieser Vorlage nicht zugestimmt. Der Rat hat mit Ausnahme von BOB der Vorlage zugstimmt. Der Flickenteppich geht in die nächste Runde, mal wieder hat die Verwaltung den dritten Schritt vor dem ersten gemacht.

Zurück